Schöne Welt ohne Geld
Albert Einstein verfasste im Jahr 1949 einen Text für die erste Ausgabe der amerikanischen Zeitschrift Monthly Review. Hier ein Auszug davon:
„Privates Kapital tendiert dazu, in wenigen Händen konzentriert zu werden – teils aufgrund der Konkurrenz zwischen den Kapitalisten und teils, weil die technologische Entwicklung und die wachsende Arbeitsteilung die Entstehung von größeren Einheiten auf Kosten der kleineren vorantreiben. Das Ergebnis dieser Entwicklungen ist eine Oligarchie von privatem Kapital, dessen enorme Kraft nicht einmal von einer demokratisch organisierten politischen Gesellschaft überprüft werden kann. Dies ist so, da die Mitglieder der gesetzgebenden Organe von politischen Parteien ausgewählt sind, die im Wesentlichen von Privatkapitalisten finanziert oder anderweitig beeinflusst werden und in der Praxis die Wähler von der Legislative trennen. Die Folge ist, dass die „Volksvertreter“ die Interessen der unterprivilegierten Schicht der Bevölkerung nicht ausreichend schützen. Außerdem kontrollieren unter den vorhandenen Bedingungen die Privatkapitalisten zwangsläufig direkt oder indirekt die Hauptinformationsquellen (Presse, Radio, Bildung). Es ist deshalb äußerst schwierig und für den einzelnen Bürger in den meisten Fällen fast unmöglich, objektive Schlüsse zu ziehen und in intelligenter Weise Gebrauch von seinen politischen Rechten zu machen.
Die Situation in einem Wirtschaftssystem, das auf dem Privateigentum an Kapital basiert, wird durch zwei Hauptprinzipien charakterisiert: erstens sind die Produktionsmittel (das Kapital) in privatem Besitz, und die Eigentümer verfügen darüber, wie es ihnen passt; zweitens ist der Arbeitsvertrag offen. Natürlich gibt es keine rein kapitalistische Gesellschaft. Vor allem sollte beachtet werden, dass es den Arbeitern durch lange und bittere politische Kämpfe gelungen ist, bestimmten Kategorien von Arbeitern eine ein wenig verbesserte Form des „nichtorganisierten Arbeitervertrags“ zu sichern. Aber als Ganzes genommen unterscheidet sich die heutige Wirtschaft nicht sehr von einem „reinen“ Kapitalismus.
Die Produktion ist für den Profit da – nicht für den Bedarf. Es gibt keine Vorsorge dafür, dass all jene, die fähig und bereit sind zu arbeiten, immer Arbeit finden können. Es gibt fast immer ein „Heer von Arbeitslosen“. Der Arbeiter lebt dauernd in der Angst, seinen Job zu verlieren. Da arbeitslose und schlecht bezahlte Arbeiter keinen profitablen Markt darstellen, ist die Warenproduktion beschränkt und große Not ist die Folge. Technologischer Fortschritt führt häufig zu mehr Arbeitslosigkeit statt zu einer Milderung der Last der Arbeit für alle. Das Gewinnmotiv ist in Verbindung mit der Konkurrenz zwischen den Kapitalisten für Instabilität in der Akkumulation und Verwendung des Kapitals verantwortlich und dies bedeutet zunehmende Depressionen. Unbegrenzte Konkurrenz führt zu einer riesigen Verschwendung von Arbeit und zu dieser Lähmung des sozialen Bewusstseins von Individuen, die ich zuvor erwähnt habe.
Diese Lähmung der Einzelnen halte ich für das größte Übel des Kapitalismus. Unser ganzes Bildungssystem leidet darunter. Dem Studenten wird ein übertriebenes Konkurrenzstreben eingetrichtert und er wird dazu ausgebildet, raffgierigen Erfolg als Vorbereitung für seine zukünftige Karriere anzusehen.
Ich bin davon überzeugt, dass es nur einen Weg gibt, dieses Übel loszuwerden, nämlich den, ein sozialistisches Wirtschaftssystem zu etablieren, begleitet von einem Bildungssystem, das sich an sozialen Zielsetzungen orientiert. In solch einer Wirtschaft gehören die Produktionsmittel der Gesellschaft selbst und ihr Gebrauch wird geplant. Eine Planwirtschaft, welche die Produktion auf den Bedarf der Gemeinschaft einstellt, würde die durchzuführende Arbeit unter all denjenigen verteilen, die in der Lage sind zu arbeiten, und sie würde jedem Mann, jeder Frau und jedem Kind einen Lebensunterhalt garantieren. Die Bildung hätte zum Ziel, dass die Individuen zusätzlich zur Förderung ihrer eigenen angeborenen Fähigkeiten einen Verantwortungssinn für die Mitmenschen entwickeln anstelle der Verherrlichung von Macht und Erfolg in unserer gegenwärtigen Gesellschaft“.
Kritiker werden anmerken, dass hier sozialistische und kommunistische Gedankenansätze verbreitet werden und beides in der menschlichen Historie nicht funktioniert hat. Nun, Sozialismus und Kommunismus sind in ihrer Grundphilosophie so schlecht nicht, darüber sind sich weltweit alle einig. Sieht man genauer hin, so haben Sozialismus, Kommunismus und Demokratie sogar dieselben Grundwerte, nämlich Gleichheit, Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität. Bei Sozialismus existiert zudem eine so genannte Definitionsproblematik. Schon in den zwanziger Jahren ließ der Soziologe Werner Sombart in einem Seminar alle damals bekannten Definitionen von Sozialismus ausarbeiten und kam auf die Zahl von 260. Was unter Sozialismus zu verstehen ist, ist also generell und prinzipiell umstritten. Eine allgemein anerkannte, wissenschaftlich gültige und zuverlässige Definition existiert nicht. Seit 130 Jahren zeichnet sich der Wortgebrauch durch eine große und teilweise unklare Bedeutungsfülle aus und unterliegt einem ständigen, tiefgreifenden Bedeutungswandel.
Das macht es einflussreichen Persönlichkeiten bis heute leicht, den Begriff auf eigene Interessen hin auszulegen. So sind die Grundwerte in der Historie von Religionen, Regierungen, und anderen mächtigen Institutionen für eigene egoistische Zielsetzungen missbraucht und entsprechend anders ausgelegt worden. Mit den ursprünglichen Grundwerten hatte das nachweislich kaum etwas zu tun. Das Volk wurde mit populären Parolen geködert und dadurch für die Wahlen gewonnen. Kaum war die Macht gesichert, wurde sie rigoros ausgenutzt und das Volk musste einen hohen Preis bezahlen. Bei anderen Ideologien verhielt es sich ähnlich. Der Autor G. Edward Griffin geht in seinem Buch „Die Kreatur von Jekyll Island“ beispielsweise davon aus, dass der IWF und die Weltbank als Instrumente zur Schaffung eines Weltsozialismus geschaffen wurden. Das ist natürlich äußerst gefährlich, versteckt sich doch in Wahrheit nichts anderes als eine diktatorische Erscheinung in Form einer angestrebten Weltregierung dahinter. Mit der Grundphilosophie hat das definitiv nichts zu tun. Bei Kommunismus ist es dasselbe. Kommunismus wurde und wird als Staatsdiktatur gelebt. Im Endeffekt war es immer das genaue Gegenteil der eigentlichen Grundphilosophie.
Politische Ideologien, gleich welcher Art, sind schon immer von Machthabern benutzt worden um eigenen Reichtum und Einfluss zu steigern. Die bloße Existenz des Geldes und die damit verbundenen Möglichkeiten Macht zu erlangen, lassen den Menschen bis heute freiheitliche, gerechte und solidarische Grundwerte aus den Augen verlieren. Solche Philosophien werden – wenn überhaupt – nur als Mittel zum Zweck genutzt. Gescheitert sind Sozialismus und Kommunismus also aufgrund der Existenz des Kapitals, dem Auslöser des unnatürlichen Egoismus. Ungesunder Egoismus und Solidarität schließen sich rein von der Logik her schon aus.
Wäre dem auch so, wenn das Geld nicht mehr existiert?
Selbstverständlich verfolgt auch die Demokratie in ihren Grundgedanken richtige, freiheitliche, humane und solidarische Ansätze. Eine Vermischung all dieser politischen Weltanschauungen wäre mit hoher Wahrscheinlichkeit eine intelligente Lösung.
Eine geldlose Gesellschaft könnte sowohl die Möglichkeit von Privateigentum und freien Wahlen als auch die Gleichstellung und Solidarität aller Menschen gewährleisten, ohne dass dies einen Widerspruch darstellt.
Begriffe wie „Demokratischer Sozialismus“ oder „Sozialdemokratie“ kann man durchaus schon als Versuche auffassen, politische Zielvorstellungen miteinander zu verknüpfen. Jedoch scheitern diese ganz genauso am Kapitalismus. Jede Ausrichtung, auch die Demokratie, wird nur schwer oder gar nicht funktionieren, solange Geld existiert. Sich die Sahnestücke einer jeden Weltanschauung herauszupicken und sie miteinander zu vereinen, wird nur in einer Welt ohne Geld möglich sein.
Nur dann könnten wir in Zukunft eventuell von einer „Sozialkommunikratie“ sprechen.
Ganz unmissverständlich sei klargestellt, dass es nicht um die Verbreitung eines bestimmten politischen Gedankenguts geht, sondern um die Philosophie und das Verständnis einer ganzheitlichen Betrachtungsweise in allen Themenbereichen. Die Spezialisierung hat die Menschen in vielen Dingen zu eingeengten und oberflächlichen Sichtweisen verleitet. Damit begrenzen wir selbst unsere Fähigkeiten. Spezialisierung an sich ist unumgänglich, weil ein Mensch nicht alles alleine schultern kann. Jedoch geht es darum, das Bewusstsein wieder zu stärken, dass jeder ein Teil des ganzen Systems ist und alles nur Sinn macht, wenn das, was vorher getrennt worden ist, am Ende wieder zu einer Einheit zusammengefügt wird. Der Kosmos ist als Ganzes betrachtet ein funktionierender und harmonierender Organismus. Nur wenn wir möglichst alle Aspekte wertfrei in unsere Betrachtungen mit einbeziehen, werden intelligente Lösungen möglich sein. Bezogen auf politische Philosophien bedeutet das, dass keine dieser Wertvorstellungen für sich in Anspruch nehmen kann, die einzig richtige zu sein. Die positiven Bestandteile aus den Weltanschauungen miteinander zu verknüpfen, sie in einen Kontext zu bringen und neue Ideen und Innovationen mit einfließen zu lassen, muss daher die logische Konsequenz sein.
Anstatt weiter einen ewigen Diskurs über die Richtigkeit und Funktionalität der jeweiligen politischen Gesinnungen zu führen, könnte die Einsicht, dass es überall gute und richtige Ansätze gibt, dazu führen, dass sich die Anhänger und Verfechter verschiedenster politischer Bewegungen gegenseitig befruchten. Eine funktionierende Welt ohne Geld würde solch einen Prozess stark begünstigen.
Diese Idee wird von Wirtschaftsvertretern und Teilen der Massenmedien zerrissen oder einfach ignoriert werden. Die typischen Argumente werden sein:
- Wirtschaftlicher Abschwung wäre die Folge
- Geld sei als Zwischentauschmittel für Transaktionen unentbehrlich. Fortschritt und positive Wirtschaftsentwicklung könnten nur durch Konkurrenz angekurbelt werden. Eine wirtschaftliche Konkurrenzsituation aber entstehe nur durch finanzielle Anreize und Erfolgsaussichten.
- Rückführung in die Steinzeit zum Tauschhandel
- Hat in der Historie nie funktioniert
- Scheitert am übertriebenen menschlichen Egoismus
Hier soll versucht werden ein Argument nach dem anderen zu widerlegen und gleichzeitig beschrieben werden, wie eine Überführung vom Kapitalismus in eine geldlose Wirtschaft bewerkstelligt werden könnte. Es handelt sich dabei lediglich um ein Denkmodell, welches aufzeigen soll, dass es durchaus Alternativen zum Kapitalismus gibt und diese keineswegs utopisch sind. Im Gegenteil, die Umsetzung eines solchen Modells wäre sogar relativ einfach (Die Wahrheit liegt auf der anderen Seite). Es hängt lediglich von unserem Willen und von unserer Intelligenz ab, welchen Weg wir einschlagen.
Dieses Denkmodell stellt ein funktionierendes und intelligentes Grundgerüst (Prinzip) vor, dass man nach über 6000 Jahren als längst überfällige Weiterentwicklung der „Ära Geld“ verstehen sollte. Es ist keine endgültige Lösung und mit Sicherheit auch nicht die einzige Alternative. Jeder begabte Logistiker ist deshalb eingeladen dieses Denkmodell aufzugreifen, es zu verfeinern und weiterzuentwickeln, oder auch andere Alternativen aufzuzeigen. Und egal was dabei rauskommt, wir werden erstaunt sein, wie human, wie intelligent und wie einfach es ist.
Argument 1:
„Schöne Welt – ohne Geld. Das wäre schön, aber durch den ungesunden Egoismus des Menschen wird das nicht möglich sein.“ Weil dies das häufigste Gegenargument ist, soll es als erstes entkräftet werden
Auch wenn bei der Mehrheit der Menschen Skepsis über die Durchsetzungsfähigkeit dieser intelligenten Alternative vorherrscht, muss deshalb nicht die Idee falsch sein. Jeder kann sich im Winter vor einen Obstbaum stellen und feststellen, dass dort keine Früchte wachsen. Also ist lediglich die Zeit für Veränderungen noch nicht reif. Aber der Zeitpunkt rückt näher und von daher können diese Gedanken die Welt verändern.
Wenn alles aus Energie ist, dann sind Gedanken ebenfalls nichts anderes als Energie.
Dabei gilt der Energieerhaltungssatz: „Die Gesamtenergie eines abgeschlossenen Systems ist konstant“, einfacher gesagt: Energie geht niemals verloren. Sie kann lediglich umgewandelt werden. Oftmals wird irrtümlich die Umwandlung von Energieformen mit dem Verlust von Energie identifiziert. Man spricht in diesem Zusammenhang irrtümlich von Energieverbrauch, Energieverschwendung oder Energieverlust. Jene Begriffe sind im physikalischen Sinn aber falsch, da auch bei einer umweltschädigenden Technologie wie sie beispielsweise in Verbrennungsmotoren von Kraftfahrzeugen zum Einsatz kommt, keine Energie verbraucht beziehungsweise vernichtet, sondern lediglich chemische Energie in kinetische Energie und thermische Energie umgewandelt wird. Energie kann nicht aus dem Nichts entstehen und auch nicht in dieses verschwinden. Das trifft natürlich auch auf ein für imaginär gehaltenes Phänomen wie Gedanken zu.
Gedanken können also nicht verloren gehen, weil sie reine Energie sind.
Auch wenn sie nicht greifbar sind, messbar sind sie mittlerweile schon. Gehirnforscher halten sie in Zukunft sogar für lesbar. Vorerst noch sehr begrenzt, um beispielsweise einen PC, oder als behinderter Mensch, seine Prothese mit reiner Gedankenkraft steuern zu können. „Das Erstaunliche ist: Schon bevor eine Person sich bewusst zu einer Bewegung entschieden hat, kann man aus der Hirnaktivität herauslesen, wie sie sich gleich entscheiden wird“, sagt John-Dylan Haynes vom Berliner Bernstein Center for Computational Neuroscience.
Solche Forschungen können nur aufgrund der im Gehirn produzierten Energieleistungen, welche bei komplexen Rechenvorgängen bis zu 100 Watt betragen, stattfinden. Wäre keine Energie vorhanden, könnten die Gehirnaktivitäten auch nicht gemessen werden. Und was löst die Gehirnaktivitäten aus? – Die Gedanken. Also müssen sie aus Energie bestehen und die bleibt immer erhalten. Diese Energie kann verstärkt werden indem ein Gedanke von möglichst vielen Menschen gedacht wird. Ganz einfach: Zwei Menschen haben doppelt so viel Gehirnaktivität wie einer und produzieren damit doppelt so viel Gedankenenergie. Vier Menschen haben viermal so viel Energie usw.
Jeder Gedanke hat den Drang sich zu verwirklichen. Je öfter dieser Gedanke gedacht wird, desto stärker wird seine Kraft sich durchzusetzen.
Spätestens hier sollte einem bewusst werden, welch überaus großes Potenzial in der Gedankenkraft steckt und dass man aufhören sollte, dieses ständig zu unterschätzen. Machen wir uns deshalb ein paar andere, berichtigende Gedanken zum Thema Egoismus und die Durchsetzbarkeit einer intelligenten geldlosen Alternative.
Müssen am menschlichen Egoismus, an der Gier nach Macht und Reichtum, alle Versuche unsere Welt gerecht und solidarisch zu gestalten zwangsläufig scheitern? Sind nicht alle Versuche in der Geschichte, die dies zum Ziel hatten, vor allem deswegen misslungen? Auf den ersten Blick sieht es so aus. Aber eben auch nur auf den ersten. Schon bei der Prüfung unseres Alltags kommen Zweifel. Bestimmt ausschließlich Egoismus unser Handeln? Dann gäbe es keine guten Nachbarschaften, keine gegenseitige Hilfe bei der Arbeit, kein Seminar, keine funktionierenden Vereine oder Cliquen. Der Fehler beginnt schon dort, wo Egoismus als negativ und Solidarität als positiv gegenübergestellt werden.
Alles im Leben ist eine Frage der richtigen Dosierung.
Und weil dem so ist, kann der Egoismus auch nicht grundsätzlich negativ sein. Genau deshalb ist in diesem Buch immer wieder vom unnatürlichen, ungesunden oder übertriebenen Egoismus die Rede. Egoismus ist menschlich, weil in seiner Entwicklungsgeschichte der Mensch den Egoismus zum Überleben in der Natur brauchte. Egoismus war eine folgerichtige Reaktion, wenn es galt im Zweikampf mit dem Säbelzahntiger nicht den Kürzeren zu ziehen oder schneller als die anderen Hordenmitglieder einem wütenden Mammut wegzulaufen. Wenn sich jedoch die Möglichkeit bot, dem Mammut mit den anderen eine Fallgrube auszuheben oder den Tiger mit einer Treibjagd zu erschöpfen, zeigten sich auch schon die ersten Menschen als hervorragende Teamarbeiter.
Diese Art von Egoismus besitzen selbstverständlich auch die Tiere, nur wird hier der Begriff „Instinkt“ wieder dafür verwendet. Dieser zum Überleben notwendige Egoismus ist in Wahrheit nichts anderes als der „Instinkt“, den Mensch und Tier gemeinsam haben. Der Egoismus muss also auf ein gesundes (instinktives) Maß reduziert werden. Dann ist auch eine intelligente Entwicklung unserer Gesellschaft möglich.
Wer stur an der Egoismus-These festhält und deshalb seiner eigenen Spezies einen solch großen, wirklich humanen, intelligenten und umweltfreundlichen Fortschritt, nicht zutraut, der resigniert in Wahrheit vor den schlechten Eigenschaften des Menschen.
Resignation ist der größte Widerspruch zu einer intelligenten, fortschrittlichen Zivilisation und zugleich der beste Beweis für die Illusion einer solch fortschrittlichen Gesellschaft.
Den übertriebenen Egoismus auf die Ebene des natürlichen Instinkts zurückzuführen, ist die wahre Aufgabe und das Geheimnis zum Erfolg.
Dies ist erreichbar, wenn sich jeder bemüht, die Qualität seines Bewusstseins selbstständig und eigenverantwortlich durch Arbeit an sich selber zu intensivieren, anstatt einzuschränken. Eigenverantwortlich bedeutet, nicht irgendein System, eine Gesellschaft oder Lobbyisten etc. für alles und den eigenen Zustand verantwortlich zu machen, sondern zunächst einmal an den eigenen Fehlern und Schwächen (z.B. Angst, Eitelkeit, Statusdenken, Konsumsucht, Geltungssucht, Feigheit, Faulheit, Aggressivität etc.) zu arbeiten. Wer die verkehrte Welt ändern möchte, fängt am besten mit sich selber an.
Je mehr menschliche Schwächen erkannt und gemeistert sind und je mehr Zusammenhalt dadurch erreicht wird, desto mehr Gesetze und Kontrollen werden überflüssig, die von einer Elite erstellt und manipuliert werden können. Wer seine größten Schwächen erkennt und diese abstellt, nimmt den Drahtziehern die direkte Macht, da er nicht mehr verführbar ist.
Um das zu erreichen müssen wir uns noch einen Aspekt bewusst machen. Die Geldära hat uns zu unendlichem Misstrauen geführt.
Dieser Umstand steht ebenfalls im konträren Verhältnis zur Intelligenz. Begriffe wie Geheimdienst und Spionage in allen Formen kennt man aus der globalen Politik. Aber auch unser Alltag ist geprägt von vielerlei Schlagworten wie: „Bank-, Brief-, Post- Dienst- oder Betriebsgeheimnis, Kennwortschutz, Datenschutz, Geheimnummer, Pin, Diskretion, Schweigepflicht, Anonymisierung, Verhaltens-, Leistungs-, Sicherheits-, und viele andere Formen der Kontrolle usw.“
Wir predigen Vertrauen und haben keins!
Einige Leser werden mit Unverständnis reagieren, weil sie aus Gewohnheit heraus die Intimsphäre des Einzelnen gefährdet sehen, die vor Missbrauch geschützt werden muss. Wir müssen aber sehen, dass wir von Kindheit an in diese Misstrauenswelt hineinwachsen, wir insofern auch keine andere Welt gewohnt sind und kennen. Denken wir in diesem Zusammenhang an das Phänomen der „Feral Children“ zurück. Was verursacht denn den Missbrauch in den meisten Fällen?
Wäre gegenseitiges Vertrauen wirklich einer der vorherrschenden Wesenszüge des Menschen, würde das keinerlei negative Auswirkung auf die Wahrung der Intimsphäre haben. Die Welt ohne Geld würde eine wesentliche Voraussetzung für ein größtenteils vertrauensvolles Zusammenleben schaffen. Wo kein Geld ist, ist auch kaum Neid und Missgunst, Hab- und Raffgier. Es herrscht kein unnatürlicher, sondern gesunder Egoismus.
Was man den Lobbyisten oder Drahtziehern direkt vorwerfen kann, ist Einflussnahme, Verführung und Lüge. Doch nach wie vor können die allermeisten Menschen eigenständige Entscheidungen treffen. Wer beispielsweise Konsumentenkredite oder Immobilienschulden hat, wurde von den Banken, Geldverleihern in den meisten Fällen nicht ausgetrickst, betrogen oder dazu gezwungen, sondern hat aus Bequemlichkeit, Statusdenken, Konsumsucht, Dummheit oder zu viel Medienkonsum die Kredite und Darlehen aufgenommen, um sich jetzt und sofort etwas leisten zu können, was höchstwahrscheinlich sowieso überflüssig war. Niemand wird zur Unterschrift unter dem ersten Immobilien- oder Konsumentenkreditvertrag gezwungen. Noch wird auch niemand gezwungen, Zeitung zu lesen, Fernsehen zu schauen oder ins Kino zu gehen. Er hat sich verführen lassen. Wer sich dieser Schwächen einmal bewusst geworden ist, wird auf überflüssigen Konsum verzichten, die Massenmedien weitestgehend ignorieren, sich nicht in die Abhängigkeit von Banken und Geldverleihern begeben und braucht daher auch keine „Schutzgesetze“ vor den „Schuldigen“.
Fazit: Sowohl egoistisches als auch solidarisches Handeln sind menschlich. Für welche Verhaltensweise sich der Mensch entscheidet, hängt von der konkreten Situation ab. Ihre Bedingungen veranlassen den Menschen, die für ihn und sein Überleben geeignete Verhaltensweise zu wählen. Der Umstand, die Situation entscheidet also maßgeblich über das Verhalten.
Wenn es die Umstände sind, die menschliches Verhalten beeinflussen, dann müssen wir eben die Umstände menschlich gestalten.
Betrachten wir unser „gut bürgerliches“ Leben im Kapitalismus doch einmal genauer. Unterstützt von den Medien ist doch folgendes Weltbild in unseren Köpfen entstanden: Wer eine Chance auf das „Glück“ haben möchte, braucht vor allem materielle Dinge, die angeblich glücklich machen, wie Haus, Wohnungseinrichtung, Kleidung, Auto, Urlaub, Schmuck, Kosmetik, „Genussmittel“ usw. Wer sich diese Voraussetzungen für ein „glückliches“ Leben nicht auf einmal leisten kann, kann sich das Geld dafür unkompliziert leihen und später zurückzahlen. Einzige Voraussetzung ist ein fester Arbeitsplatz. Da aber „noch mehr“ erstaunlicherweise nie genug ist, sind Frustration, Stress und Hektik garantiert. Abhilfe schaffen Psychopharmaka, damit man weiter funktionieren kann, niemand etwas merkt und man seinen Arbeitsplatz auf keinen Fall verliert, weil man das Geld für die nötigen Zinszahlungen der aufgebauten Schulden braucht. Es wird sich auf ein scheinbares Kauf-Glück konzentriert und von der Suche nach dem echten Glück, das man nur in sich selber finden kann, abgelenkt. Keine Zeit zum Besinnen und Nachdenken.
Die Erkenntnis des echten, inneren Glücks würde frei und unabhängig machen und sie kostet nichts, garantiert so weder Umsatz noch Zinseinnahmen. Wer wirklich glücklich ist, wird nicht krank und ist nicht bestrebt nach einem Kredit für einen Sportwagen oder ein neues Einfamilienhaus. Er findet den Frieden in sich selber.
Scheinbares Geld-Glück, dem wie einer Fata Morgana verzweifelt das ganze Leben lang nachgerannt wird, macht abhängig und krank und ist so eine perfekte Fessel und damit Macht- und Umsatzgarant. Die Illusion des Geld- und Materialglücks muss, aus Sicht der Lobbyisten, daher erhalten bleiben.
Der Masse wird suggeriert, dass Freiheit in der Hauptsache von materiellen Dingen, Luxus- und Prestigeobjekten abhängig ist. Freiheit ist der Geländewagen, der Urlaub in der Südsee, die 23 Kreditkarten, die 666 Fernsehprogramme und die 33 verschiedenen Kaffeekreationen an jeder Großstadtecke. Nur wer viel arbeitet kann sich diese „Freiheiten“ leisten, vorausgesetzt Steuern, Sozialabgaben und Krankenkassenbeiträge sind gezahlt und alle Genehmigungen liegen vor. Vergessen wird so schnell, was einen Sklaven definiert.
Wir alle begeben uns also freiwillig in die Abhängigkeit des Geldes. Dass diese Abhängigkeit gleichzeitig Verführung bedeutet und deswegen gefährlich ist, wird im Alltag geflissentlich ignoriert. Erst wenn bekannt wird, dass sich Menschen wieder verführen haben lassen und unlautere oder ungesetzliche Dinge tun, ist die Empörung groß. Ein neuer Skandal ist entstanden. Sehen wir uns die Praxis in unserer Gesellschaft bezüglich auftretender Skandale an. Wenn zu irgendeinem auftretenden Skandal, egal ob es sich um ein politisches, rechtliches, sportliches oder gesellschaftliches Thema handelt, die Bevölkerung von den Medien befragt wird, woran es gelegen haben könnte, werden immer wieder dieselben und richtigen Kritiken geäußert:
- Gewinnspanne und Verdienstmöglichkeiten sind viel zu hoch.
- Zu hohe Gewinnspanne erzeugt übertriebenen Leistungsdruck bei allen Beteiligten.
- Um die Macht und den erreichten Status zu erhalten, wird zu unlauteren Mitteln gegriffen.
Noch plastischer wird es anhand eines konkreten Beispiels. Die Dopingaffäre der Tour de France 2007. Die Mehrheit der Bevölkerung sah übereinstimmend die übertrieben hohen Verdienste der Profisportler und Funktionäre als eine der Hauptursachen für das sich daraus ergebende Fehlverhalten an.
Es wurde die Ursache also völlig richtig erkannt: „Geld verdirbt den Charakter!“. Und natürlich wurde ein breit gestreutes Spektrum an Forderungen laut um das Problem in den Griff zu bekommen. Keine einzige Forderung aber bezog sich auf die Abschaffung des Geldes. Warum eigentlich nicht? Warum kommt kein Mensch auch nur ansatzweise auf den Gedanken das Geld abzuschaffen? Wie viele der unzähligen und gesellschaftstypischen Skandale würden noch übrig bleiben wenn es kein Geld mehr gäbe? Gäbe es sie noch, die vielen Dopingskandale, Schmiergeldaffären oder Politskandale? Nicht zu vergessen die allgegenwärtigen Kapital- und Wirtschaftsverbrechen wie Mord aus Habgier, Bank- und Raubüberfälle, Betrugs- und Wirtschaftsdelikte aller Art, erpresserischer Menschenraub, Erpressung usw.?
All diese unnatürlichen und negativen Verhaltensweisen würden mit Sicherheit radikal zurückgehen. Fast alle diese Probleme wären mit einem Schlag gelöst.
Wenn das nicht intelligent ist, was dann?
Nicht die geldlose Gesellschaft ist die Illusion, sondern ganz klar die Geldabhängige! (Die Wahrheit liegt auf der anderen Seite). Es ist in Wahrheit der Kapitalismus, der dem Menschen absolut illusorische Wertvorstellungen vorgaukelt, welche mit Wahrheit und Naturgesetzen nichts zu tun haben.
Natürlich werden Lobbyisten in aller Welt versuchen diesen Fortschritt zu verhindern. Eine Zeit lang werden sie auch erfolgreich sein, aber eben nicht ewig lang. Der Grund dafür ist folgender: Die größte Lobby, die es gibt, ist das Volk. Solange das Volk nicht richtig informiert ist, können die vorherrschenden Lobbyisten an dem momentanen System festhalten. Da das Volk aber im Laufe der Zeit immer mehr mit korrigierten Informationen versorgt wird, werden sich die Gedanken zur Durchsetzung einer intelligenten geldlosen Alternative vermehren, sprich die Energie hierfür wird verstärkt. Da die Masse des Volkes wesentlich höher ist als die Masse der Lobbyisten, wird die Gedankenenergie des Volkes irgendwann wesentlich höher und effizienter sein als die der Lobbyisten. Deshalb wird es zwangsläufig zu einem intelligenten Fortschreiten unserer Gesellschaft kommen. Denken wir in diesem Zusammenhang einmal an die Volksweisheit: „Kein Imperium währt ewig“.
Noch einmal und in einem Satz zusammengefasst: Es reicht aus, einen Gedankenanstoß zu geben, der sich unweigerlich fortpflanzen wird.
Die Welt sich vorzustellen ohne Geld, Markt und Wert. Denken wir sie uns weg. Ist das eine Zumutung? Mag sein, nur, wir sollten sie uns wirklich zumuten. Denn alles andere ist mittlerweile unzumutbar.
Argument 2:
„Geld ist als Zwischentauschmittel unentbehrlich. Fortschritt und positive Wirtschaftsentwicklung können nur durch Konkurrenz angekurbelt werden. Eine wirtschaftliche Konkurrenzsituation aber entstehe nur durch finanzielle Anreize und Erfolgsaussichten.“
Nur weil es im Kapitalismus Leuten mit Geld besser geht als Leuten ohne Geld, ist nicht zu folgern, dass Geld unverzichtbar ist, sondern bloß, dass es ein Medium ist, das eben nicht zur sozialen Sicherstellung Aller taugt. Geld teilt Menschen in Flüssige und Überflüssige.
Was die Perspektiven der Menschheit betrifft, ist der Kapitalismus am Ende. Außer Krieg und Terror, Verelendung und ökologische Katastrophen hat er wenig zu bieten.
Zurzeit läuft fast alles in die falsche Richtung, („Die Wahrheit liegt genau auf der anderen Seite“) vor allem die Leute selbst, die glauben, sie würden schon irgendwie durchkommen. Je länger dieser Zustand andauert, desto schlimmer werden sich die Verhältnisse auch in den Zentren des Kapitals gestalten. Man muss aufhören, die Geschichte des Kapitals als eine Erfolgsstory zu erzählen. Als diese kann sie nur beschrieben werden, wenn man so ziemlich alles, was die Moderne lieferte, vergisst und verdrängt:
- von der Hexenverbrennung bis zum Dreißigjährigen Krieg,
- vom Kolonialismus bis zum Völkermord,
- von Auschwitz bis Hiroshima
- die Abermillionen, die durch Arbeit für die Verwertungsmaschine (vorzeitig) umgekommen sind und
- die, welche tagtäglich verhungern.
Die Marktwirtschaft ist die effizienteste Maschine, was die Vernichtung von Mensch und Umwelt angeht.
Schon am Anfang dieses Buches wurde festgestellt, dass der Mensch scheinbar nicht imstande ist, soziale Strukturen aufzubauen, wenn er nicht zusätzlich noch künstliche Gesetze und Regeln installiert. Nur durch diese zusätzlichen Regulierungen kann der Mensch größeres Chaos im alltäglichen Zusammenleben verhindern. Komischerweise scheint dies nicht für den Umgang mit Geld und Kapital zu gelten. Hier lässt man den Spekulanten und Banken freie Hand und scheint das dadurch entstehende Chaos, das die Reichen reicher und die Armen ärmer macht, tatenlos zu akzeptieren. Viel ist in punkto Regulierung der Finanzmärkte, nach der großen Finanzkriese 2007 bis 2009 nicht geschehen und so spielt sich immer wieder das gleiche Drama ab.
Normalerweise wird Veraltetes durch Neues ersetzt und erst recht, wenn festgestellt wird, dass das Alte nicht mehr taugt. Das trifft für Technik, Kommunikation, Immobilien, Bildung, Dienstleistungen, Forstwirtschaft, ja selbst für Politiker zu. Selbst die Natur selektiert Arten zum Aussterben, wenn sich eine neue und bessere Spezies entwickelt hat. Für die Energieversorgung trifft dies komischerweise nicht zu. Und auch beim Geld verhält es sich so, obwohl es schon wesentlich länger existiert. Gerade deswegen müsste die Daseinsberechtigung des Geldes schon längst auf den Prüfstand gestellt werden. Diente das rein künstliche Zwischentauschmittel den Menschen damals noch zur Überbrückung von Problemen, die durch den Tauschvorgang selber entstanden, weil es eine wirtschaftliche Verteiler- und Infrastruktur so gut wie nicht gab, so sind diese Probleme heute längst überwunden, weshalb man das Tauschmittel Geld berechtigt in Frage stellen kann. Wie gesagt, ist Geld etwas Künstliches und nichts Natürliches, weswegen Kapitalwirtschaft auch kein in Stein gemeißeltes, Naturgesetz ist, wie die meisten zu glauben scheinen. Außerdem verändern sich auch Naturgesetze. Wie kann es deshalb sein, dass bis heute kaum jemand an der Existenzberechtigung des Geldes zweifelt?
Geld hat seine nützliche Wirkung längst überlebt. Eine intelligente Weiterentwicklung des Geldsystems ist schon aus Naturgesetzgründen zwingend und deshalb unausweichlich.
Insgesamt geht es darum, Leben anders zu definieren und zu gestalten als es der jetzige Überlebenskampf dem Menschen aufzwingt. So gilt es keine Interessen mehr durchzusetzen, sondern sich von den Interessen der aufgezwungenen Charaktermasken zu lösen und diese zu überwinden. Das Leben der Menschen auf diesem Planeten ist von der sozialen Existenzangst, welche durch das Mangelprinzip erzeugt wird, zu befreien.
- Warum soll man heute noch kaufen müssen?
- Warum soll die freie Entnahme nicht für reelle Produkte ebenso gelten wie für virtuelle?
- Warum soll Mehl gekauft werden? Und Papier? Und Limonade? Und Mähdrescher? usw., usw.
Warum? Wer kann einen wirklich plausiblen Grund nennen? Es ist von alledem genug da beziehungsweise aufbringbar. Mehl muss produziert werden und konsumiert werden, aber zirkuliert muss es wahrhaftig nicht werden. Der Warenumlauf ist durch eine einfache Verteilung von Gütern zu ersetzen. Heute wird Mehl hergestellt, nicht um Kuchen und Brot zu backen, sondern um ein Geschäft zu tätigen. Das ist paradox.
Das entscheidende Problem ist nicht, wie wir Verwertung und Wachstum wieder in Schwung bringen, sondern wie wir sie endgültig abstellen.
Das bedeutet, Stoffwechsel und Kommunikation der Gesellschaft ganz neu zu gestalten. Reicht es denn nicht, haben zu wollen was da ist oder was machbar ist („gesunder Egoismus = Instinkt“)? Warum glauben wir immer noch an Politik und Geld und laufen ihnen weiter nach, auch jetzt, wo deren negative Auswirkungen hinsichtlich gesellschaftlicher Regelungen so offensichtlich sind?
Geld hindert die Produktivkraft Mensch, seine Energien für wirklich Nützliches freizumachen.
Wenn man nur daran denkt, was die Umrechnerei (jeder Kassenbon demonstriert das) von allem und jedem in Wert und Geld an menschlicher Lebenszeit auffrisst, dann ist bereits eine ganze Spezies verrückt geworden. In den Industriestaaten sind an die 90% der Arbeitszeit direkt oder indirekt dem kapitalistischen Rechnungswesen, also der Beschäftigung mit Geld, (Kapital, Aktien, Fonds, Devisen, Gewinn, Rendite, Dividende, Buchhaltung, Revision, Lohn, Gehalt, Zulagen, Prämien, Tantiemen, Provisionen, Abfindungen, Tarife, Verkauf, Miete, Kaution, Auspreisung, Kalkulation, Abrechnung, Werbung, Versicherung, Banken, Zinsen, Kredite, Darlehen, Hypotheken, Steuern, Mahnwesen, Gebühren, Münzprägung, Gelddruck, Subventionen, Beiträge, Spenden, Rente usw.) unterworfen.
Dem Argument, dass die Ankurbelung der Wirtschaft nur durch eine Konkurrenzsituation zustande kommen könne, kann man nur entgegnen dass, wenn sich der Mensch keinem wirtschaftlichen Druck und keinen Existenzängsten mehr ausgesetzt sieht, er wieder zu einem verstärkten Solidaritätsgefühl zurückfindet, was ihn zu Höchstleistungen motivieren wird.
Wenn die Menschen in einer geldlosen Wirtschaft wieder 90% mehr an Arbeitszeit für sinnvolle, umweltfreundliche und intelligente Projekte zur Verfügung haben, dann wird es dieser Umstand sein, der die Wirtschaft ankurbelt.
a) Das Prinzip
Argument 3:
„Eine geldlose Wirtschaft würde die Rückführung in die Steinzeit zum Tauschhandel bedeuten, außerdem hat dies in der Historie nie funktioniert.“
Warum sollten wir auf eine vorhandene Infrastruktur, die wir uns innerhalb der letzten Jahrtausende aufgebaut haben, verzichten? Und warum sollte eine solche Infrastruktur auseinander brechen, wenn das Geld abgeschafft ist?
Eigentlich könnte man ganz einfach sagen, dass wir quasi ehrenamtlich weiterarbeiten müssten, um unsere Struktur und damit unser Überleben sicherzustellen. Das heißt, jeder Mensch geht arbeiten wie bisher, nur dass er dafür nicht mehr entlohnt wird. Er kann dafür in den Supermarkt gehen und sich seine Lebensmittel besorgen, ohne dass er dafür bezahlt. Er kann sich in einem Textilladen einkleiden, ohne zu bezahlen. Er kann zum Friseur gehen, ohne Entgelt dafür zu entrichten usw. Anders ausgedrückt, geht das Leben unverändert weiter, nur ohne Geld. Wenn der Mensch lernt seinen übertriebenen Egoismus, welcher sich aus der Existenz des Geldes heraus entwickelt hat, zu überwinden, kann dieses fortschrittliche Procedere Wirklichkeit werden.
Wir müssten begreifen, dass man nicht tonnenweise Lebensmittel nach Hause schaffen muss, diese würden sowieso verderben. Man muss auch nicht 5 Autos besitzen. Viele Menschen, die mehrere Fahrzeuge besitzen, fahren dann meist nur in ihrem Lieblingswagen, die anderen stehen meist ungenutzt herum. Kein Mensch benötigt außerdem tausende Quadratmeter Grund, außer er ist Landwirt. Im Übrigen ist Platz auf der Welt die einzig wirklich begrenzte Ressource.
Den unnatürlichen Egoismus auf die Ebene des natürlichen Instinkts zurückzuführen, ist die wahre Aufgabe und das Geheimnis zum Erfolg.
Natürlich ist diese Bewusstseinsveränderung eine Riesige, weil wir seit ca. 6000 Jahren mit Geld bezahlen und sich in der langen Zeit eine ungeheure Menge an ungesundem Egoismus angesammelt hat. Deshalb wird ein solch großer Sinneswandel auch einen entsprechend großen Zeitraum benötigen, bis er sich im Bewusstsein aller Menschen manifestiert hat. Das bedeutet, dass die Übergangsphase sich am Schwierigsten gestalten wird. Diese Phase wird über mehrere Generationen hinweg andauern, exakt solange, bis sich in den Köpfen unserer Kinder und Kindeskinder eine funktionierende Welt ohne Geld als Normalität darstellt und sie das Wort Kapitalismus nur noch aus dem Geschichtsunterricht kennen. Die Wichtigkeit einer höchst verantwortungsvollen Kommunikation mit Kindern muss dabei herausgestellt werden, weil ihr Lernverhalten auf einem starken Nachahmungstrieb beruht. Wenn wir es also schaffen, unseren Kindern eine funktionierende geldlose Welt vorzuleben und dementsprechend mit ihnen zu kommunizieren werden sie nichts anderes gewohnt sein und auch nichts anderes kennen als eine Welt ohne Geld. Von Generation zu Generation wird sich in den Köpfen der Menschen das Kapitalbewusstsein immer weiter abbauen, bis es eines Tages ganz aus dem Gedächtnis verschwunden ist. Wie gesagt ist es ein langer Übergang und kann so abrupt nicht vonstattengehen. Deswegen ist es sinnvoll für diese Übergangszeit einen wirklich sinnvollen Ersatz (Äquivalent) zu schaffen, bis sich die Bewusstseinsänderung vollzogen hat.
Funktionieren kann ein solches System aber nur global. Stellen wir uns dazu die momentane Kapitalwirtschaft als ein weltweites und ganzheitliches System im wissenschaftlichen Sinne (Systemtheorie) vor. Würde man nur in einem Land das Geld abschaffen, so hätten wir ein kleines System innerhalb eines großen Systems. Bildhaft gesprochen, kann man sich eine kleine Kugel vorstellen, die in einer großen Kugel wohnt. Grundsätzlich können Systeme getrennt voneinander existieren, wenn sie entweder miteinander kommunizieren oder aber jedes System völlig autark ist. Da das übergeordnete System Kapitalwirtschaft aber auch weltweit wirtschaftlich verflochten ist, bleibt dem kleinen geldlosen System nichts anderes übrig, als mit dem großen System zu interagieren sprich, beide Systeme müssen miteinander kommunizieren. Das heißt, das geldlose System hat unzählig viele Schnittstellen zum Geldsystem. Einfach ausgedrückt – mit was soll das Land ohne Geld bezahlen, wenn es beispielsweise Waren oder Rohstoffe aus dem Kapitalsystem bezieht?
Das Land könnte also nur überleben, wenn es vollkommen autark agieren kann, also selbst über sämtliche Rohstoffe verfügt, alle Waren selbst herstellen und alle Dienstleistungen selbst erbringen kann, was äußerst unwahrscheinlich ist. Deshalb sind derartige Versuche in der Vergangenheit auch gescheitert. Die Menschen müssen weltweit – als ganzes System – eine Entscheidung treffen.
b) Der Übergang
Wir müssten wieder zurück zum Tauschhandel, weil kein Äquivalent mehr vorhanden sei, gegen das alle anderen Waren tauschbar sind, heißt es vorwiegend aus Wirtschaftskreisen. Aber selbstverständlich existiert ein Äquivalent. In jeder Ware, in jedem Produkt steckt ein bestimmter Anteil menschlicher Arbeit. Warum also nicht die Zeit, die zur Herstellung benötigt wird, zum Maßstab nehmen? Das Äquivalent heißt Arbeitszeit. Beispielsweise die Arbeitszeit, die für die Herstellung eines Kilos Mehl benötigt wird. Weil für ein Kilo Mehl in Westeuropa viel weniger Arbeitszeit eingesetzt wird als für ein Kilo Mehl in Westafrika, gilt die durchschnittliche Arbeitszeit, die weltweit für die Herstellung aufgewendet werden muss. Die Ermittlung eines durchschnittlichen Zeitwertes für alle existierenden Dienstleistungen und Produkte ist im Zeitalter der Informatik und des Internet kein Problem. Die Preise im Supermarkt werden ersetzt durch die durchschnittlichen Zeiten, die für die Herstellung des jeweiligen Produkts aufgewendet werden müssen. Bezahlt wird mit der Anzahl von Stunden und Minuten, die man selbst gearbeitet hat.
Um es gleich vorweg zu nehmen: Der geniale Vorteil dieser Alternative ist die Wertsteigerung des Zahlungsmittels Arbeitspunkte, während das Geldsystem immer einem Wertverfall ausgesetzt ist („Die Wahrheit liegt auf der anderen Seite“).
„Dieses System sei mit einer Arbeitspflicht verbunden, welche die Freiheit des Einzelnen einschränke.“ wird aller Voraussicht nach eines der Hauptargumente dagegen sein. Die vielen Einschränkungen der Freiheits- und Menschenrechte, die der Kapitalismus mit sich bringt, stehen in keinem Verhältnis zu einer geldlosen Alternative. Außerdem zwingt die moderne Leistungsdruckgesellschaft, aber noch wesentlich stärker der inhumane Überlebenskampf in Entwicklungsländern, die allermeisten Menschen auch zum Arbeiten. Hier handelt es sich um ein neues globales System, das dazu geeignet ist, soziale Unterschiede auch gegenüber den Entwicklungsländern abzubauen.
Dies ist besonders im Hinblick auf die Bevölkerungsexplosion einer der wichtigsten Aspekte. 1804 überschritt die Weltbevölkerung eine Milliarde Menschen. Innerhalb des 20. Jahrhunderts hat sich die Weltbevölkerung fast vervierfacht. 1927: 2 Milliarden, 1960: 3 Milliarden, 1974: 4 Milliarden, 1987: 5 Milliarden und 1999: 6 Milliarden Menschen. Die 7 Milliarden-Marke ist 2011 überschritten worden. Die UNO erwartet bei mittlerer Projektion bis 2025 8,0 Milliarden und bis 2050 9,2 Milliarden Menschen. Die Gefahr einer ungebremsten Bevölkerungsexplosion scheint aber gebannt. Zwar steigt die Zahl der Erdbewohner weiter – doch ein Ende ist in Sicht.
Mit der Anzahl der Erdbewohner wächst die Armut: Das Bevölkerungswachstum wird ausschließlich von den Entwicklungsländern getragen. Allein dort wird die Zahl der Menschen von heute 5,4 Milliarden auf 7,9 Milliarden im Jahr 2050 zunehmen. In den 50 ärmsten Ländern der Welt wird sich die Bevölkerung sogar mehr als verdoppeln. In den Industrieländern hingegen ändert sich nicht viel: Die Einwohnerzahl bleibt bei etwa 1,2 Milliarden fast konstant. Um einer so großen Herausforderung gewachsen zu sein, ist ein globales Umdenken erforderlich, das von allen gleichsam getragen wird. An unserem heutigen System festzuhalten und lediglich an Stellschrauben zu drehen, wird sowohl die humanitäre als auch die ökologische Situation der Welt eklatant verschärfen.
Wie viele Stunden müsste jeder Mensch arbeiten?
Man mag es glauben oder nicht, es wären nur ca. 8 Stunden in der Woche. Begründung: Auf der Los Angeles Konferenz von 1995 kamen 500 führende Wirtschaftswissenschaftler und Politiker zu dem Ergebnis, dass im Jahr 2030 nur noch 20% der aktiven Weltbevölkerung nötig seien, um das gesamte Weltbruttosozialprodukt zu erwirtschaften. Dies sei eine Folge der immer schneller voranschreitenden informellen Revolution, des Ersatzes menschlicher Arbeitskraft durch Computer und automatisierte Produktionsabläufe. Falls diese Prognose Wirklichkeit wird, bedeutet dies im Umkehrschluss, dass wir mit einer Arbeitslosenquote von 80% weltweit zu rechnen haben. Ziemlich düstere Aussichten für die herkömmliche Marktwirtschaft. Deshalb bauen wir für die geldlose Alternative, eine ganz einfache Rechnung auf: Wenn 20% der Weltbevölkerung fünf Tage arbeiten, warum nicht 100% jeweils einen Tag? Das Weltbruttosozialprodukt würde dabei nicht kleiner werden. Das Thema Arbeitslosigkeit existierte mit einem Schlag nicht mehr.
Wie soll das funktionieren, die Betriebe könnten doch nicht mit einer täglich wechselnden Belegschaft produzieren?
Natürlich nicht. Aber das Verhältnis zwischen Arbeitszeit und freier Zeit bliebe immer 1 zu 4. Man könnte einen Monat arbeiten und dann vier Monate Urlaub machen. Man könnte auch ein Jahr arbeiten und dann vier Jahre pausieren oder man arbeitet 20 Jahre fünf Tage in der Woche und hätte dann 80 Jahre frei. So wäre übrigens auch ganz nebenbei das Rentenproblem gelöst und das weltweit. Im Durchschnitt einen Tag pro Woche zu arbeiten, das wäre allerdings auch die Pflicht eines jeden.
Die weltweit durchschnittliche Produktionszeit, die als Bemessungsgrundlage für den Preis einer Ware oder einer Dienstleistung dient, macht ein einheitliches Steuer-, Kranken und Rentensystem erforderlich. Das wäre auch heute schon äußerst sinnvoll um mehr soziale Gerechtigkeit zu gewährleisten. Die weltweiten Unterschiede und die Komplexität in den Steuersystemen führen u.a. zu Steuerhinterziehung in Form von Steuerflucht und anderen negativen Auswirkungen wie Arbeitsplatzverluste durch die Abwanderung von Unternehmen ins Ausland.
Um gerechten Wettbewerb zu schaffen zu können, müssen die Bedingungen nun einmal für alle gleich sein. Will man herausfinden, welcher von zwei Läufern der Schnellere ist, muss man beiden die exakt gleichen Voraussetzungen bieten. Es hilft nichts, wenn ein Sportler 100m läuft während der andere eine 150m lange Strecke zurücklegen muss. Da die weltweit durchschnittliche Herstellungszeit, die als Bemessungsgrundlage zur Preisfindung dient eine Bedingung ist die für alle gilt, muss in logischer Konsequenz auch ein und dasselbe Steuer-, Kranken und Rentensystem für alle gelten. Sonst käme alles wieder in eine Schieflage.
Möglichkeiten dieses System zu gestalten gibt es mehrere, nur wenn man sich dann entschieden hat, dann muss es auch von allen übernommen werden. Grundsätzlich aber würde ein einheitliches System wesentlich weniger komplex sein als heute. Eine Möglichkeit wäre, dass die Wertschöpfung eines halben Arbeitstages, das wären immerhin 50% des Weltreichtums, eingesetzt würde, um die gesellschaftlichen Aufgaben wie Gesundheitswesen, Schulen, Versorgung von Altersschwachen, Kranken usw. zu gewährleisten. Die andere Hälfte stünde dem einzelnen in Form von Arbeitszeitpunkten zur Verfügung, um damit für seine persönlichen Bedürfnisse „einzukaufen“. Selbst wenn die Prognose der Los Angeles Konferenz nicht stimmen sollte, auch bei 2 oder 3 Arbeitstagen pro Woche würden die Menschen profitieren und das nicht zu knapp.
Will man nun etwas erwerben, das mehr Punkte erfordert, müsste man eben mehr arbeiten. Viele werden einwenden, warum jemand, der eine Stunde lang Toiletten schrubbt, dafür genauso viel bekommen soll, wie ein Chirurg, der eine Stunde lang eine komplizierte Operation ausführt.
Wer würde dann noch Chirurg werden wollen? Wollten dann nicht alle nur noch einfache Arbeiten verrichten?
Warum sollte danach gefragt werden, wie qualifiziert die jeweilige Arbeit ist. Auch der Arzt will sich nach gelungener Operation nicht auf eine schmutzige Toilettenbrille setzen. Jede Zeit, die für eine wertschöpfende oder werterhaltende Arbeit, jede Tätigkeit, die für die Gesellschaft nützlich ist, würde zählen. Trotzdem würde es genug Ärzte geben, allerdings nicht mehr solche, die den Beruf nur deshalb gewählt haben, weil sie viel Geld verdienen wollen. Das wäre nicht zum Nachteil für die Ärzteschaft und erst recht nicht für die Patienten.
Ganz im Gegenteil, es könnte eher so sein, dass es mehr qualifizierte als einfache Berufsbilder gibt, weil die Menschen sich von nun an wirklich frei für einen oder mehrere Berufe entscheiden könnten. Das Wort „Beruf“ hätte wieder die Bedeutung „Berufung“ und nicht „Geld verdienen“. Dies ist im Kapitalismus nicht der Fall.
Natürlich wäre es auch möglich ein System zu schaffen, in dem der Wille zur Qualifizierung dementsprechend honoriert wird um einen Anreiz zu schaffen. Wie gesagt, ist dieses neue System in viele Richtungen ent-wickelbar, solange das Grundprinzip der wertsteigernden Arbeitspunkte nicht berührt wird. Es darf aber nicht vergessen werden, dass es sich um eine Übergangslösung handeln soll mit dem Ziel, in Zukunft komplett auf ein Zahlungssystem zu verzichten. Deshalb soll auch während dieses Übergangs schon versucht werden, möglichst viele soziale Unterschiede abzubauen. Arbeitspunkte würden die Voraussetzungen hierfür schaffen.
Zu tun ist genug auf unserer Erde. Das Trinkwasserproblem, um nur eines zu nennen, könnte gelöst werden, und nicht erst dann, wenn ein Liter Mineralwasser fünf Dollar kostet, weil sich vorher teure Salzwasseraufbereitungsanlagen nicht rentieren. Der Gedanke der Rentabilität, wie er für die heutige Wirtschaftsordnung maßgeblich ist, existierte nicht mehr. Nicht mehr die Gewinnmaximierung wäre Triebkraft der Entwicklung, sondern das Streben, mit möglichst wenig Arbeitszeiteinsatz viel, aber auch nach ökologischen Gesichtspunkten, zu produzieren. Denn wenn die durchschnittliche Arbeitszeit pro Produkt sinken würde, könnte man für die gleiche Zahl von Arbeitspunkten mehr konsumieren. So hätte die alternative, kapitalfreie Gesellschaft ihre Wachstumsmotivation, die auch für jeden einzelnen gilt, weil er davon profitiert. Dies gilt in gleichem Maße für Dienstleistungen, weil auch sie durch den Fortschritt immer schneller erbracht werden können.
Die 1 zu 4-Regel würde weltweit gelten. Man könnte überall arbeiten, überall wäre die Entlohnung gleich, ebenso die Preise, weil der Tag auf der ganzen Welt 24 Stunden hat. Nun könnte jemand, der viele Arbeitspunkte hat, auf den Gedanken kommen, andere damit bezahlen, wodurch es wieder zu sozialen Ungerechtigkeiten käme. Das wäre nicht möglich, weil die Arbeitspunkte nicht wie Bargeld übertragbar sind. Sie sind eben kein Geld, das anonym und frei zirkuliert, seinen Besitzer ständig wechselt und letztendlich bei dem einen zu Vermögen und dem anderen zu Schulden führt. Mit Arbeitspunkten entfiele die Spekulation, die heute viele Produkte künstlich verteuert. Was für einen Sinn hätte es zu spekulieren, wie viele Punkte jemand aus Ostwestfalen oder jemand aus Westbengalen morgen erarbeiten wird?
Die Informatik ermöglicht es, dass jeder Mensch auf der Welt ein Stundenkonto besäße und er mit einer Chipkarte und Passwort oder ähnlichem versehen, seine „Einkäufe“ tätigen könnte. Der Mensch vollbringt in vielen Bereichen des Lebens logistische Meisterleistungen. Ausgestattet mit diesen Fähigkeiten, würde die Verwaltung dieser geldlosen Alternative mit Sicherheit kein Problem darstellen. Jeder der das Gegenteil behauptet, spricht die Unwahrheit und will an der derzeitig gelebten Illusion festhalten.
Würde dies dazu führen, dass es kein Privateigentum mehr gibt?
Nein. Wer viel arbeitet, könnte auch viel konsumieren und besitzen. Nur für „Geld“ könnte man es nicht mehr verkaufen, weil Arbeitszeitpunkte immer personengebunden wären.
Wie käme man an seine Arbeitszeitpunkte?
Die geleisteten Arbeitsstunden würden bei einer zentralen (globalen) Datenbank gemeldet und diese würde dann die entsprechenden Punkte verteilen. Das hört sich umständlich an, würde aber sehr einfach sein. Bereits heute gibt es Prototypen von Computern in der Kleidung oder am Körper, die eine Datenübertragung per Handschlag ermöglichen.
Der Vorteil für produzierende Betriebe liegt auf der Hand. Sie müssten keine Arbeitskräfte mehr bezahlen. Sie würden lediglich den Nachweis über geleistete Arbeitsstunden an die zentrale Datenbank führen. Somit wären sie in der Lage immer genügend Personal zur Bewältigung ihrer Aufgaben einzustellen. Entlassungen aufgrund schlechter wirtschaftlicher Lage oder Insolvenz gehörten in der Regel der Vergangenheit an. Betriebe hätten lediglich einen materiellen Produktionsaufwand und einen Produktionsertrag den Sie „bilanziell“ gegenüberstellen müssten.
In einer Marktwirtschaft hängt der Preis eines Produktes nie von der Produktion selbst ab. Bei Arbeitspunkten hingegen besteht eine reine Abhängigkeit zur Produktion. Wenn zudem ausschließlich Arbeit die einzige Möglichkeit ist an Punkte zu gelangen und nicht Zinsen, Spekulationen oder ähnliches, dann wäre damit der direkte und einzige Bezug zu Waren und Dienstleistungen hergestellt – das heißt, das Zahlungsmittel Arbeitspunkte wäre nun auch wirklich durch Waren und Dienstleistungen gedeckt. Wir erinnern uns – bei Geld ist das anders. Hier existiert nur eine sehr bedingte Anbindung an Waren und Dienstleistungen. Seit Aufhebung der Golddeckung haben wir viel mehr Geldwerte im weltweiten Umlauf als Waren und Dienstleistungen. Diesen Umstand bezeichnet man als die allseits bekannte Inflation. Bei Arbeitspunkten fiele also die Inflation weg. Das würde die nötige Stabilität und Sicherheit schaffen. Deshalb wäre Arbeit gleich Produktivität.
Wenn Arbeit gleich Produktivität ist und das durch den direkten Bezug von Arbeitspunkten zu Waren und Dienstleistungen sichergestellt wäre, gäbe es folglich auch keinen Mangel mehr, was bedeutet, dass das Mangelprinzip damit unwirksam wäre. Deshalb könnte auch eine zentrale Datenbank die Verteilung der Punkte für alle übernehmen. Jeder der arbeitet, könnte deshalb auch gut leben. Das macht Arbeitspunkte so attraktiv.
Welt ohne Geld – wie funktioniert eine Kooperative?
Unternehmen könnten in Kooperativen (Genossenschaften) weitergeführt werden. Die Betriebe könnten von den Arbeitern und Angestellten selbst gemanagt werden. Wenn jemand vorhätte, nur einen Tag oder einen Monat dort zu arbeiten, weil er danach in anderen Erdteil Urlaub, oder bei einer anderen Arbeit seine Punkte verdienen wollte, würde er sich dort nicht für eine Aufgabe wählen lassen, die eine durchgehende Mitarbeit von mehreren Jahren erfordert. Es würde aber auch Menschen geben, die sich mit der Herstellung ihres Produkts in ihrem Betrieb stark identifizieren, die also für längere Zeit Verantwortung übernehmen wollen. Diese würden in die entsprechenden Aufgaben gewählt, sei es für die Leitung eines Kleinbetriebs oder für die einer ehemaligen multinationalen Aktiengesellschaft.
Wie werden Investitionen finanziert?
Hierzu ein Beispiel: Eine Kooperative würde Tische und Stühle produzieren. Der Durchschnittspreis für den Stuhl betrüge 3 Stunden, in dieser Kooperative wäre er jedoch in 2 Stunden fertig gestellt. Pro Stuhl wäre das 1 Stunde Gewinn, den man auf alle Mitarbeiter verteilen oder auch für Investitionen nutzen könnte. Das würden die Mitarbeiter selbst entscheiden. Die Tische, die in der Kooperative gefertigt werden, würden 30 Minuten über dem Durchschnittspreis liegen, jeder Tisch brächte somit Verlust. Die Mitarbeiter könnten entscheiden, ob sie die Tischproduktion einstellen, oder ob sie einen Teil der Stuhlgewinne zum Ausgleich nehmen, weil die Kunden oft einen Tisch zusammen mit Stühlen bestellen wollen. Sie überlegen, wie sie den Arbeitsaufwand in der Tischherstellung reduzieren können.
Noch mal: Wenn die Bemessungsgrundlage für den Preis eines Produktes ausschließlich die weltweit durchschnittliche Produktionszeit wäre, würde das ganz genauso den innovativen Wettbewerb sicherstellen, weil jeder Betrieb, der unter dem Durchschnitt läge, mehr Gewinn machen würde.
Welt ohne Geld – eine andere Produktionsweise
Wer bestimmt, ob eine Arbeit gesellschaftlich nötig ist, wer oder was entscheidet über Wertschöpfung oder Werterhaltung? Wer entscheidet darüber, was produziert wird? Muss man sich dazu eine globale Planungsbehörde vorstellen? Welch ein schrecklicher Gedanke, es sind schon kleinere Planungsbehörden gescheitert!
Hier ist ein kleiner Ausflug in die Ökonomie nötig. Auch schon heute entscheidet nicht die Produktion an sich über die Wertschöpfung. Was hat die Ware für einen Wert, die nicht verkauft wird, sondern wegen fehlender Nachfrage auf den Müll geworfen wird? Keinen. Auch eine gewinnorientierte Wirtschaft kann nur Gewinne erzielen, wenn sie ihre Produkte verkauft. Eine vorhandene Nachfrage muss befriedigt oder erzeugt werden. Findet sich weltweit kein Verbraucher, für den das Produkt irgendeinen Nutzwert darstellt, besitzt es keinen Wert, die in sie hineingesteckte menschliche Arbeit, Energie, Rohstoffe sind sinnlos verschwendet worden. In der neuen Gesellschaft würde der Grundsatz gelten, dass erst dann produziert wird, wenn die Nachfrage klar ist. So würde Verschwendung vermieden, Waren, die keiner will, würde auch niemand herstellen, es sei denn, er täte dies für den eigenen Bedarf, in seiner Freizeit.
Welt ohne Geld – warum entstünde nicht wieder Geld? Würde sich nicht eine Ware herausbilden, die die Funktion des alten Geldes übernimmt, wie es auch in der Geschichte bereits gewesen ist?
Das würde voraussetzen, dass eine solche Ware, die nicht verderblich sein sollte, erstens angehäuft und zweitens ihren Wert erhöhen kann. Denn der erste Grund für die Entstehung des Geldes, nämlich ein Mittel zu haben, das den Tauschhandel dahingehend verändert, dass alle Waren gegen dieses Mittel tauschbar sind, diese Funktion würden die Arbeitspunkte ebenso erfüllen. Wie schon gesagt, wenn die durchschnittliche Arbeitszeit pro Produkt sinken würde, könnte man für die gleiche Zahl von Arbeitspunkten mehr konsumieren, was bedeutet, dass keine Ware ihren Wert erhöhen könnte, weshalb sie auch nicht mehr die klassische Funktion des Geldes übernehmen könnte.
Welche anderen Funktionen hatte das Geld und was würde sich mit Arbeitspunkten verändern?
- Geld konnte angehäuft und gegen Zinsen verliehen werden.
- Ein Kilo Mehl würde überall auf der Welt dasselbe in Punkten kosten. Es hätte die Tendenz an Wert zu verlieren, da durch voranschreitende Produktivität der Arbeitsaufwand, der zur Herstellung nötig ist, geringer würde. Anhäufung einer oder beliebiger Waren wäre also möglich, Verleih gegen Zinsen in Form von Arbeitspunkten jedoch nicht, da diese personengebunden sind.
- Mit Geld und Waren konnte spekuliert werden, da der Wert ein und derselben Ware auf verschiedenen Märkten und zu verschiedenen Zeitpunkten unterschiedlich war.
- Ein ehemaliger Geldverleiher, der seine alten Gewohnheiten nicht abstellen kann, würde folgende Erfahrung machen: Er findet jemanden, der zehn Kilo Mehl braucht. Dieser bekommt das Mehl, der Verleiher die Arbeitspunkte für die Menge gutgeschrieben. Später will er nicht 10, sondern 11 Kilo Mehl zurückhaben. Will er die 11 Kilo in Punkten haben, dann muss er für 11 Kilo Mehl gearbeitet haben, sonst klappt es nicht. Es bleibt ihm nur der Naturaltausch. Er bekommt die 11 Kilo Mehl und verkauft sie weiter. Inzwischen ist die Anzahl der Arbeitspunkte, die ich für 11 Kilo Mehl brauche, geringer geworden, sie entspricht der früheren Zahl für 10 Kilo Mehl. Der Gewinn ist gleich null. Also muss er Wucherzinsen nehmen. Er gibt 10 Kilo Mehl und will einen Monat später 20 Kilo zurückbekommen. Wer würde sich auf ein solches Geschäft einlassen, wenn man in jedem Laden um die Ecke, wie überall auf der Welt nur den normalen Preis bezahlen müsste?
Wenn man also für einen kleinen Goldhaufen 10 Jahre ununterbrochen gearbeitet hätte, könnte man danach exakt den Gegenwert von Arbeitspunkten konsumieren, der zum Zeitpunkt des Verkaufs den durchschnittlichen Wert darstellt. Wenn also die Produktivität zugenommen hat, würde man Verlust machen. Die eigenen Punkte hätten an Wert gewonnen und das Gold an Wert verloren. Nur die Arbeitspunkte hätten einen Wertzuwachs, alle anderen Waren würden dementsprechend verlieren. Die Anhäufung von Waren würde keinen Sinn machen, sondern nur die Anhäufung von Arbeitspunkten auf dem Konto.
Das ist die entscheidende und geniale Logik! Während Geld als Zahlungsmittel an Wert verliert, würden Arbeitspunkte als Zahlungsmittel an Wert gewinnen.
Hätte man für ein Kilo einer Ware zehn Punkte investiert, und würde die Ware dann zehn Jahre lang behalten, so wäre ihr durchschnittlicher Arbeitszeitwert gesunken und man bekäme weniger Punkte dafür. Anhäufung von Waren wäre also sinnlos, außer man konsumierte sie schnell, beispielhaft sind Lebensmittel und hier auch nur, soweit es Sinn macht, bevor diese verderben. Weitere Anhäufung wäre sinnlos und ungesund.
Welt ohne Geld – wie würde die Wirtschaft funktionieren?
Als Grundvoraussetzung würde gelten – es gibt kein Privateigentum an Produktionsmitteln und Land. Das Land würde weltweit allen gehören und würde von den Gemeinden ihren Einwohnern zur Nutzung überlassen werden. Statt privater Unternehmen existierten Kooperativen, in denen alle ein gleiches Stimmrecht hätten. Leitungsfunktionen könnten dann durch direkte Wahlen besetzt werden. Die Gesellschaft könnte so funktionieren, dass ein nachhaltiges und umweltbewusstes Produkt weniger Arbeitspunkte erfordern würde als ein durch schonungslosen Verbrauch von Rohstoffen hergestelltes. Daher würden die erforderlichen Arbeitspunkte mit in den Preis gerechnet, die zur Senkung von Umweltbelastungen aufgewendet werden müssten. So existierte nicht mehr der Widersinn wie in der heutigen Zeit, dass Millionen von Produkte zehntausende Kilometer transportiert werden und trotzdem noch billiger sind als diejenigen, die in der Nachbarschaft des Verbrauchers produziert werden. In der Regel würde es so sein, dass die in der Nähe gefertigten Produkte auch die geringste Anzahl von Punkten verlangen, weil kaum Transportaufwand hinzugerechnet werden müsste. Möglichst überall hätte der Verbraucher die Möglichkeit zwischen den günstigen Umweltprodukten und den teureren, weniger ökologischen zu wählen.
Was würde mit den Arbeiten passieren, die nicht wertschöpfend, erhaltend oder gesellschaftlich nötig sind?
Ganz einfach, sie fielen in den Bereich unentgeltlicher Freizeitbeschäftigung. Wenn man nur acht Stunden in der Woche arbeiten müsste, bliebe genug Zeit für Freizeit oder Studium. Auch jeder Student, jeder Schüler ab einem noch festzulegenden Alter würde seine Acht-Stunden-Woche verrichten.
Was würde aus Werbung, Profisport oder professionellen Künstlern?
- Werbung würde es in der heutigen Form nicht mehr geben. Sie würde ersetzt durch sachliche Information, im Internet oder anderswo, über das vorhandene oder geplante Produkt, um den Bedarf festzustellen. Damit verschwänden auch sämtliche private Fernsehsender.
- Profisport gäbe es nicht mehr, die schönste Belohnung für den Sportler ist der Jubel im Stadion.
- Profikünstler bräuchten auch nicht mehr entlohnt zu werden. Durch das Mehr an Freizeit würde sich die Kultur und die kulturelle Betätigung viel mehr Menschen als heute erschließen. Die Gesellschaft würde Räume, Veranstaltungssäle, Theater usw. zur Verfügung stellen, in denen jeder auftreten kann, ohne dafür Punkte zu erhalten. Punkte bekämen diejenigen, die für den Kulturbetrieb als Arbeiter nötig sind: Beleuchter, Techniker usw.
Es handelt sich hier natürlich um Variationen, die das Ergebnis der Los Angeles Konferenz voraussetzen. Natürlich kann man diese auch beliebig verändern. Auch wenn die Prognose von 1995 nicht eintreffen sollte, kann das Modell entsprechend angepasst werden. Wichtig ist das Grundprinzip. Das würde einwandfrei funktionieren und könnte erfolgreich umgesetzt werden. Aber sehen wir uns das Modell weiter an.
Welt ohne Geld – wie würde der Staat funktionieren?
Die repräsentative Demokratie könnte durch direkte Demokratie per Internet ersetzt werden. Schon heute gibt es Modellversuche mit dem so genannten e-voting. Da wir Menschen nun wieder 90% mehr an Arbeitszeit für Sinnvolles zur Verfügung hätten, könnten Wahllokale durchaus öfter öffnen, wenn wichtige Entscheidungen anstehen. Jeder Bürger, der arbeitet oder gearbeitet hat, könnte so an allen Entscheidungen, die ihn betreffen, mitwirken. Soll über die globale Energiepolitik entschieden werden, könnten alle Menschen auf der Erde, abstimmen. Ginge es jedoch nur um die Verkehrsberuhigung in einem Stadtteil oder um den Bau eines Anlegestegs vor einem kleinen Dorf am Amazonas, dann würden diejenigen abstimmen, die dort leben. Politische Parteien könnte es noch geben, sie hätten aber nur noch die hauptsächliche Funktion von Denkfabriken, sie würden vor den Entscheidungen ihre Vorschläge machen, in der Hoffnung, mit den besten Sachargumenten überzeugen zu können. Politische Parteien hätten keine Machtfunktion mehr, sämtliche Parlamente gehörten der Vergangenheit an, weil sie keinen Sinn ergeben, wenn die Bürger selbst entscheiden.
So käme es auch nicht mehr zu solch großen Diskrepanzen zwischen dem Willen der Bürger und den davon abweichenden Handlungen einer Partei oder Regierung.
Gerichte könnten ganz abgeschafft oder zumindest stark reduziert werden, denn die meisten Straftaten würden entfallen, weil der größte Teil Geldbetrug und Kapitalverbrechen sind. Alle zivilrechtlichen Fragen könnten von ehrenamtlichen und gewählten Bürgern geklärt werden. Denn sicher wird es noch Konflikte aus Eifersucht, Vandalismus im Rausch, Verkehrsdelikte oder Ähnliches geben.
Vorstellbar wäre ein internationaler Gerichtshof, welcher sich dementsprechend komplexer menschlicher und sozialer Themen widmet und dort entscheidet, wo regionale Gremien trotz Bürgerentscheid nicht zu einer Einigung kommen.
Welt ohne Geld – was ist mit der politischen Macht?
Nicht nur Geld und Reichtum schafft Machtstreben. Beispiele aus der Geschichte und aus der Gegenwart zeigen, dass auch in Gesellschaften, in denen der Reichtum relativ gleichmäßig verteilt ist, es immer Menschen gab und gibt, die Macht über andere Menschen ausüben wollen. Deswegen könnte die neue Gesellschaft nur mit einer wirklichen und direkten Demokratie funktionieren. Alle Formen repräsentativer Demokratie schaffen Hierarchien und das bedeutet Macht. Das Vorhandensein von Macht schließt den Missbrauch derselben ein. Doch auch in einer direkten Demokratie würde es darum gehen, Verantwortung zu übernehmen und Verantwortung zu delegieren. Doch würden alle es ehrenamtlich tun und auch jederzeit abwählbar sein. Bei der Übernahme von Verantwortung würde einzig die fachliche und menschliche Qualifikation entscheiden. Posten würden nicht mehr nach Parteibuch vergeben.
Grundsatz wäre der, dass sich die Vernunft durchsetzt. Sicher würde es auf dem Weg dahin Fehler geben. Es könnte nicht ausgeschlossen werden, dass jemand zum Betriebsleiter gewählt wird, weil er vorher in der Kneipe einen ausgegeben hat. Aber das hätte kaum Bestand. Außerdem würde durch die Ehrenamtlichkeit gesellschaftlicher Aufgaben der Andrang von punktegierigen Leuten nicht so groß sein, weil keinerlei Privilegien außer unentgeltlicher Arbeit damit verbunden wären.
Voraussetzung für das Funktionieren wäre, dass eine breite Welle gesellschaftlicher Diskussionen die Mehrheit der Menschen erfasst hat, die vielleicht nur mit der Bedeutung der Aufklärung zu vergleichen ist. Denn mit einer Mentalität des ausschließlichen Konsumierens würde es nicht gehen. Es müsste ein gesellschaftlicher Konsens dahingehend vorherrschen, dass nur mit einer Alternative zum Kapitalismus die Zukunft unseres Planeten zu sichern ist. Kapitalismuskritiker im Untergrund gab und gibt es viele, was bisher fehlte, war eine Alternative.
Nach langen 1500 Jahren Mittelalter kamen Aufklärung und Revolutionen. Noch wenige Jahre vor der französischen Revolution wurden diejenigen, die ihren Erfolg für möglich hielten als Spinner abgetan, weil man sowieso nichts an dem gottgewollten Feudalsystem ändern könne. Doch nur kurze Zeit später zeigte sich, dass die Spinner nicht geirrt hatten.
Nicht der Gedanke muss zum Menschen kommen, sondern die Menschen zum Gedanken.
Deshalb ist schon heute wichtig, die Grundzüge einer neuen Gesellschaft, einer Alternative zum Kapitalismus zu entwickeln, damit die Menschen, wenn sie sich auf den Weg oder auf die Suche machen, nicht vergebens unterwegs sind. Es geht also nicht darum, eine neue Heilsbotschaft mittels Flugblätter zu verteilen, sondern der einsame Rufer kann in der Wüste bleiben, er wird Erfolg haben, wenn es Sinn macht, was er ruft.
Dies sind Grundgedanken, die in erster Linie zum Ziel haben, nach einer Alternative zu suchen, die jedoch nicht modellartig das kleinste Detail regeln wollen. Dass sollen die Menschen entscheiden, wenn es soweit ist.
Und die sind zurzeit erst wenige Jahre alt, haben noch nicht Lesen und Schreiben gelernt.
An diesem Grundmodell kann und soll jeder mitwirken, der Interesse daran hat, ein alternatives geldloses System logistisch soweit weiterzuentwickeln, dass sich die Menschen einer solchen Alternative eines Tages gar nicht mehr entziehen können.
Welt ohne Geld – wie es anfangen?
Die Umstellung auf die geldlose Gesellschaft könnte sehr einfach sein. Jeder arbeitsfähige Bürger, egal in welchem Land er lebt, erhält ein Guthaben von Punkten, das von seiner „Kaufkraft“ den durchschnittlichen Lebenshaltungskosten eines Monats, den Dingen, die man zum Leben braucht, entspricht. Alle vorhandenen, aus der alten Gesellschaft übernommenen, Sachwerte werden vom Geldwert auf den Arbeitspunktewert umgerechnet, sie bilden den Grundstock für die Produktion, Dienstleistungen und gesellschaftliche Leistungen. Von privaten Geldvermögen bleibt der Gebrauchswert erhalten.
Da der Wohlstand der heutigen Industrieländer zu großen Teilen auf der Ausbeutung der 3.Welt beruht, würden Dinge, die nur deswegen billig zu haben waren, sich verteuern, das heißt, es wären mehr Arbeitspunkte dafür nötig. Während in den Industrieländern nur mit mehr Arbeit, der sehr hohe, in Teilbereichen sogar exzessive, Lebensstandard hinsichtlich der Konsumgewohnheiten gehalten werden könnte, würde sich das Leben der Menschen in den armen Ländern am schnellsten und deutlichsten verbessern. Das wäre auch gerecht, denn eines der Hauptziele der geldlosen Alternative läge ja im Abbau von sozialen Unterschieden.
Was könnte aus dieser Alternative entstehen?
Viele unproduktive Arbeiten, die heute den Steuerzahlern viel Geld kosten, wären nicht mehr existent. Die Welt ohne Geld würde den Menschen freier machen und ihn von Druck und Existenzangst befreien. Das würde folgende ganzheitliche Veränderungen, die eine wirklich intelligente Entwicklung der Menschen überhaupt erst möglich machen, zur Konsequenz haben:
- Banken, Versicherungsgewerbe, Finanzämter, Steuerkanzleien und große Teile des Verwaltungsapparates würden komplett wegfallen. Die dadurch frei werdenden Mitarbeiterkapazitäten, könnten in Forschungs-, Sozialen-, Dienstleistungs-, Entwicklungshilfe-, und Katastrophenschutzberufen eingesetzt werden und so für wesentlich mehr Effektivität im Rahmen einer intelligenten Entwicklung sorgen.
- Umweltfreundliche Technologien könnten endlich zur Verfügung gestellt und weiter vorangetrieben werden.
- Ein ganzheitliches und intelligentes Bildungssystem wäre möglich.
- In Entwicklungsländern könnte eine effiziente Infrastruktur aufgebaut werden.
- Ideologien und Weltbilder würden ständig neu hinterfragt werden, was die Chancen einer ganzheitlichen Entwicklung der Menschheit deutlich verbessern würde.
- Die Welt ohne Geld wäre auch eine Welt ohne Ländergrenzen und Militär, denn für was sollten sie noch gebraucht werden. Mit dem Wegfall der Ländergrenzen entfiele ein großer Teil unproduktiver Tätigkeiten wie Militär, Grenzpolizei, Zoll und diplomatische Dienste mit ihren weltweit hohen Kosten.
Welt ohne Geld – wie setzt sie sich durch?
Eine Gesellschaft ohne Geld kann nicht lange nur in einem Teil der Erde existieren. Doch durch die zurzeit stattfindende Globalisierung des Kapitalismus wachsen auch die Bedingungen für den Erfolg einer globalen Alternative. Kapitalismus hat in den wirtschaftlichen Organisationsformen zu derart komplexen und verwirrenden Konstrukten geführt, dass Schwerfälligkeit und Bürokratisierung unserer Gesellschaft noch die geringsten Auswirkungen sind. Hauptsächlich sind Lohnsenkungen und Kürzungen der Sozialleistungen die Folge. Die Schere zwischen arm und reich ist größer anstatt kleiner geworden. Der Kapitalismus lässt zwangsläufig auch die soziale Marktwirtschaft immer unsozialer werden. Der global agierende Kapitalismus war der Grund für die ebenso inzwischen weltweit agierenden Globalisierungsgegner. Die weltweite Verbreitung großer Konzerne gab den Ausschlag für die Entstehung von Weltbetriebsräten usw.
So wie sich Krisenerscheinungen nicht mehr nur in einem Land oder einer Region auswirken und Lösungen nicht mehr nur auf nationaler Ebene zu finden sind, entstehen also auch die Bedingungen für eine Weltveränderung, die relativ schnell realisierbar ist. So wie das Vorhandensein des realen Sozialismus auf der Welt einen globalen Sieg des Faschismus verhinderte, so ist das Verschwinden des realen Sozialismus eine Voraussetzung für den Abschluss der kapitalistischen Globalisierung. Und die kapitalistische Globalisierung schafft die Bedingungen für das eigene Ende und damit die Voraussetzung für ihre Ablösung.
Was wird die Zukunft bringen?
In einigen Ländern werden die Konservativen von den Sozialdemokraten abgelöst werden, in anderen Ländern ist es umgekehrt. Egal, wer regiert, es wird eine neoliberale Politik durchgesetzt werden, die zur immer größeren Verarmung der Armen führt, aber auch größere Teile der Mittelschichten in den Abwärtsstrudel zieht. Unzufriedenheit, Politikverdrossenheit und Hoffnungslosigkeit werden das Lebensgefühl der Menschen weltweit zunehmend bestimmen. Aus dieser Stimmung heraus, die auf konkreten Erfahrungen wie Sozialabbau und Arbeitslosigkeit beruht, wächst ein für die bestehende Ordnung kritisches Potential heran.
Dabei werden deshalb völlig neue Kräfte und Organisationsformen entstehen, die heute niemand voraussehen kann. Also ist es müßig zu spekulieren. Nicht müßig dagegen ist es, die Diskussion über die gesellschaftliche Alternative zum Weltkapitalismus zu beginnen. Ob sie letztlich genauso aussehen werden, wie sie dieses Denkmodell skizziert, ist ohne Bedeutung. Wichtig ist die Suche und Debatte um eine globale Alternative. Also nicht nur die Formulierung der Kritik, sondern auch die Beschreibung eines Auswegs. Jeder kann im Herbst vor einem Obstbaum stehen und feststellen, dass ungeerntete Früchte verfaulen. Der intelligente Mensch aber wird es nicht soweit kommen lassen.
Dieses in der Kurzfassung dargestellte Konzept einer gesellschaftlichen Alternative wurde von ungefähr 600 Jugendlichen aus Deutschland und Frankreich in kleinen Gruppen seit 1998 diskutiert. Wie so oft, sind es die erfrischend einfachen und noch reinen Gedankengänge von Kindern und Jugendlichen, die für äußerst kompliziert scheinende Problemstellungen, verblüffend einfache Lösungen parat haben.
Kinder – sofern sie nicht negativ beeinflusst sind – haben nicht die verschachtelten Denkstrukturen wie Erwachsene, was sie zu diesen einfachen Lösungsstrategien befähigt. Sie stellen einfache, man könnte auch sagen „instinktive“, Fragen. Eine der meistgestellten Kinderfragen überhaupt lautet: „Warum?“. Intuitiv spüren Kinder, dass dies die wichtigste Frage ist, die es zu beantworten gilt. Das eng strukturierte Erwachsenendenken ist deshalb gut beraten, Kindsbetrachtungen in Forschungen mit einzubeziehen. Einem Genie wie Albert Einstein wird heute bescheinigt, dass seine Forschungen auf Kinderfragen basierten, denen er sich lediglich mit einer wissenschaftlichen Herangehensweise gewidmet hat.
„Utopisch ist nur, was wir als solches betrachten. Wenn wir aufhören es als solches anzusehen, ist es auch nicht länger utopisch.“
Es ist, wie es immer ist – Es liegt an uns selbst!